Chloe Rodgers - Klangperlen

Unbenannt.PNG

Chloe Rodgers aus Nottingham wirkt mit ihren lila-blau gefärbten Haaren schon fast wie eine moderne Elfe. Die von Billie Eilish und PJ Harvey inspirierte Sängerin wurde bereits mit Björk verglichen. Mich erinnert sie jedoch ein bisschen an Aurora. Doch hat die britische Newcomerin ganz eindeutig ihren eigenen Stil.

Man könnte ihre Musik als cineastisch anmutende, verträumte Pop Musik bezeichnen. Diese Klangwelt wird besonders durch die vielschichten Einsätze von Stimme und Instrument kreiert. Dass ihre wunderschöne Stimme so verträumt und zerbrechlich daherkommt, liegt laut Selbstauskunft wohl darin, dass sie schon als Kind Bücher lieber gesungen als gelesen hat. Orale Erzählkunst eben, die sich auch ein wenig in ihren Klangperlen widerspiegelt.

Feenmusik

Vier Singles hat sie bereits bei der Crowds and Power Music Group herausgebracht. Es sind allesamt vielschichtige und unerwartete Musikkompositionen, in die man sich eigentlich gleich verlieben kann.

A Delphian Lullaby erinnert mich an eine dieser Sagen, in denen eine Feenkönigin durch verwunschene Landschaften zieht auf der Suche nach ihrem Liebsten. Das Musikvideo setzt das sogar auf moderne Weise um. Das Bild oben gehört zum Video. Stark in dieser verträumten Perle ist vor allem die Mehrstimmigkeit in Gesang und in den Instrumenten. Besonders toll finde ich auch die Jazz Elemente am Ende der Perle…

Es bleibt beim verträumtem Pop bei ihrer nächsten Single Faces. Gleich zu Beginn versinkt man in die sphärische ‘neblige’ Musik. Ihre klare Stimme tritt dadurch besonders heraus. Die Melodie steht stark im Kontrast zum Text. Irgendwie will man es ihr nicht so sehr glauben, wenn sie mit sanfter Stimmer “never been so terrified, never been so scared for my life'“ singt. Aber um genau diesen Spagat geht es bei Faces:

“it explores the contrast between pure happiness and pure terror, fear fo your survival and paranoia that no one you care for has pure intention, but the opposite. they want you gone and they want it to happen violently, as do all the unknown forces of the universe. It explore this contrast of these mental states, both lyrically and sonically.” (C. Rodgers)

Griechische Mythologie

The Algea ist mein Lieblingslied von ihr. ‘Algea’ ist altgriechisch und stellt die Personifikation des Schmerzes dar, meist in Form einer Göttin. Wenn man sich allerdings die Musik anhört, dann könnte man meinen, es wäre eines dieser Liebeslieder, in dessen Video die Sängerin mit Schmetterlingen und Liebhaber fröhlich über Blumenwiesen springt. Es klingt alles so wunderbar leicht und unbeschwert. Der Eindruck kippt, wenn man auf den Text achtet, denn es geht um Sexismus und sexuelle Übergriffe. Das so genannte Victim Blaming wird aufgegriffen. Chloe Rodgers schrieb in einem Statement ‘not every man is a perpetrator but almost every woman is a victim’. Leider ist das ziemlich wahr. Dennoch ist diese Klangperle einfach nur wunderschön.

Bei der Perle Coins for Charon geht der Bezug zur griechischen Mythologie weiter. Charon, war der Fährmann, der die verdammten Seelen für eine Silbermünze in den Hades, in die Unterwelt brachte. Es ist ein düsteres Thema, das jedoch, wir ahnen es, leicht daherkommt. Coins for Charon überzeugt mich vor allem durch den verspielten Einsatz des Schlagzeugs und den Bruch in den Melodien, es macht das Lied “reif” und ein wenig anders als die anderen drei Perlen.

Feenmusik für die moderne Welt

Generell gäbe es viele Adjektive, die man für die Musik von Chloe Rodgers herbeiziehen könnte: cineastisch, vielschichtig, sphärisch, tiefsinnig, überraschend, bezaubernd… Sie klingt auf jeden Fall besonders und hat sich zu Recht ihren Platz in meiner Klangperlensammlung verdient.

Listen and Repeat



Zurück
Zurück

SIND - Café Miami

Weiter
Weiter

Rigmor - Rebel