Die Hemden - Wir brechen unsere Herzen (ganz allein)

Zum Einklang der heutigen Klangperle vorab ein wenig Etymologie mit einem Auszug aus dem Duden: “Hemd: mittelhochdeutsch hem(e)de, althochdeutsch hemidi, eigentlich = das Verhüllende, Bedeckende.” Wir haben ja jeder für sich bunte bis langweilige Vorstellungen über die Hemden (das Kleidungsstück) dieser Welt. Der Vielfältigkeit sei gegeben, dass Funktionalität Farbe bekommt. Verhüllend und Bedeckend sind jedoch zwei Stichwörter, die nicht nur für die Wurzel des Hemdes adäquat sind, sondern auch für die Hemden (also die Band) zutreffen. Man fragt sich, wo sie die ganze Zeit gewesen sind…

Ich stell kurz vor: Die Band aus Hannover besteht aus Daniel Keßling (Lead-Gitarre), Jan Müller (Bass), Birger Reese (Gesang, Gitarre) und Miran Sharif (Schlagzeug). Seit vielen Jahren bespielen sie die kleinen Bühnen dieses Landes. Meines Erachtens gehören sie auf eine große. Direkt neben Kettcar und Gisbert zu Knyphausen. Aber man hat das Gefühl, da wollen sie gar nicht hin. Sie bezeichnen sich als eigensinnig und bevorzugen Schönes fernab vom Mainstream. Das hört man auch in ihrer Musik. Die Single “Wir brechen unsere Herzen (ganz allein)” von der EP ‘Tagtraumnation’ entstand irgendwann im Sommer der Pandemie 2020 und fand jetzt ihren Weg in meine Playlist.

Die Klangperle trifft ins Tiefgraue der Melancholie, jedoch ohne den Kitsch, aber mit ganz viel Wortkunst und dem richtigen Maß an ernster Traurigkeit. Die Szenerie: gebrochene Herzen. Mit Karten auf dem Tisch wird Klartext geredet. Es entsteht ein Mix aus zerbrochenen Erwartung und Vorwürfen, der so dramatisch wie poetisch klingt (“du hast gehofft, ich mach aus deinen Tränen Wein”) Ein rauer Gesang verbindet sich mit verspielten Gitarrenriffs, die an amerikanischen Folk erinnern. Der Rhythmus erlaubt nicht, dass wir stehen bleiben, sondern weiterziehen. Das Licht ist am Ende des Tunnels und wenn wir erkannt haben, dass die Verantwortung bei uns liegt, wird auch alles wieder gut.

Man wünscht ja wirklich keinem, dass sein Herz gebrochen wird. Aber wenn dann so etwas Schönes dabei herauskommt, war es vielleicht gar nicht sooo verkehrt…

Und wir wissen ja:

Das letzte Lied muss traurig sein

Listen and Repeat

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