Marína Ósk - One Evening in July

Die heutige EP Vorstellung zeigt, dass sich Jazz hervorragend mit Folklore versteht. Dabei reicht das Klangfarben Spektrum von mystisch bis hin zu sexy. Die Fee bzw. Musikerin heißt Marína Ósk, stammt aus Island und ist dem Jazz ergeben. Ihre neue EP ‘One Evening in July’ (Label TengTones) kommt mit acht Klangperlen daher, die auf Englisch und Isländisch gesungen werden. Es ist ihre zweite Solo Platte. Das Debutalbum ‘Athvard’ verschaffte ihr bereits zwei Nominationen für den Isländischen Musik Award. 

‘One Evening in July’ spiegelt ihre starke Liebe zum Jazz der goldenen 50 und 60 Jahre wider. Die letzten zehn Jahre hat sich die Künstlerin auf der Conservatory of Amsterdam und dem Royal College of Music in Stockholm ausgiebig damit befasst. Das American Songbook ist ein Regelwerk, in dem sie sich wiedergefunden hat. Aufgenommen wurde jeder Song der EP in alter Manier in einer Live Session. Nachbearbeitung nicht nötig...

Wenn Marína Ósk in ihrer Muttersprache singt, klingt es gleich, als ob eine Elfe im Haus wäre. So zauberhaft zart und fein. Wer Entspannung nach einem anstrengendem Tag sucht, der lege diese Platte auf. Das Feuerknistern entsteht dann ganz nebenbei im Kopf. Dabei ist ganz klar zwischen den auf isländisch gesungenen und den auf englisch gesungenen Liedern zu unterscheiden. Ihre englischsprachigen Lieder verkörpern sehr stark diesen 50er Jahre Stil, der einen ad hoc in eine Late Night Jazz Lounge katapultiert. Hey Love! als erste Singleauskopplung ist ein frecher Song, der die süßen Qualen der Liebe einfängt, leicht und sexy. In The Moon And The Sky widerrum steht sie der großen Melody Gardot in nichts nach. Eine Jazz Ballade vom allerfeinsten, die ihre Stimmungsnuancen zur Geltung bringt und zeigt, von welchem Kaliber die Dame geschnitzt ist.

Es sind aber die Lieder, die sie in ihrer Muttersprache singt, die eine besondere Faszination auf mich ausüben. Es ist ja eigentlich gar nicht so wichtig zu wissen, worüber sie singt, die Seele wird berührt und man möchte einfach darin verschwinden. Dabei sind die Titel der Lieder schon eine einzige Einladung: Samtal vid sólu, Vid Tjörnina, Endaspretturinn… Und schon steht man in einer dieser alten Dorfschenken in den Walden, wo die Mär von gut und böse erzählt wird. Folklore meets Jazz. Zau-ber-haft. Auch hervorzuheben ist ihr minimalistischer Stil, der sich durch die gesamte EP zieht. Marína braucht nicht viel. Nur ihre Stimme, die sie selbst wie ein Instrument einsetzt. Ihr Quartett begleitet sie dabei wie gute alte Freunde. Ab und zu gibt einer seinen Kommentar ab, aber es bleibt alles sehr harmonisch und Marína der unumstrittene Mittelpunkt.

‘One Night in July’ ist ein Album aus zwei Welten geworden. Einerseits kann es in der Jazz Szene der ganz Großen zuhause sein, andererseits könnte sie auch einfach in Island mitten in grüner Wildnis stehen und singen. Meine Favoriten sind die Lieder in ihrer Muttersprache, keine Frage. Aber auch bei den englischsprachigen Liedern zeigt sie ihr wahres Musikertalent. Ein Album mit dem Prädikat wertvoll für einen Kaminabend- nicht nur im Juli.

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