Rafaël Dato - So, What's Next?
Der Moment, wenn man mit Jogginghose und Weinglas durch seine Wohnung tanzt und versucht den Schwanensee nachzuahmen. Die Stunde der Wahrheit hat geschlagen, wenn die Knochen dann lauter knacken als die Musik… Schon wieder zu viele Tanzvideos geschaut. Aber was soll ich machen? (ti na kano? wie die Griechen sagen würden, ihre Schulter hochziehend). Und alles nur, weil mein Faible für Tanzvideo zu klassischer und jazziger Musik exponentiell gestiegen ist. Wer meine Beiträge schon ein wenig länger liest, der weiß von diesen Schwärmereien. Umso mehr hat es mich gefreut, dass ich endlich wieder ein Tanzperlenvideo zu meiner Sammlung hinzufügen konnte.
Das offizielle Musikvideo zur Single So, What’s Next? inspiriert dazu vom Gehen ins Tanzen zu verfallen und mit Sprüngen und Pirouetten den Weg zur Arbeit zurückzulegen. Schwunghaft und dynamisch verfallen wir in einen Rhythmus und geben uns der Geschichte des Klaviers hin. Denn das ist der Protagonist dieses Kunstwerkes.
Rafaël Dato ist ein Komponist und Pianist. Seine musikalischen Wurzeln liegen in der klassischen und neoklassischen Tradition. Inspiriert wird er von den Harmonien von Bach, Mozart, Fauré und John Williams. Bereits jetzt arbeitet er an seinem zweiten Trio Album, als auch an einem Quartett Album (mit elektrischer Gitarre) und Kompositionen für Solo Piano und Streichinstrumente. Da sprudelt jemand förmlich über vor Kreativität.
Stets ist Rafaël Dato auf der Suche nach Schönheit in all seinen Facetten. Gefunden hat er diese in seinem aktuellen Werk ‘So, What’s Next’ (November 21 erschienen) in poppigen Musical Jazz Gewand, das sich neu erfindet. Durch diese fröhlich Mischmasch Technik ist es ein Album für alle geworden. Ein stetiger Pop und Rock Groove durchdringt den Jazz und macht ihn annehmbar für Nicht Jazzhörer. Den alten Jazz Hasen bietet es an, die Traditionen aufzubrechen und andere Genres einzuladen. Das Album schrieb er während der vergangenen Lockdown Zeit. Unterstützung holte er sich von Antoine Leiser (Bass) und Timothy Garson (Perkussion). Ein klarer Klang zieht sich durch alle Lieder. Immer erzählt von Datos melodischem Klavier. Selten, dass die anderen Instrumente ihre Solozeit bekommen. Es gibt hier einen Star und der hat schwarz-weiße Tasten. Wir folgen der lyrischen Erzählung bei When you Touch The Sky, die die gewohnten Jazzharmonien hinaufklettert. Den Strophe Bridge Chorus Aufbau kennen wir von gängigen Pop Songs. Apropos Pop Songs. Die Stücke How Deep Is The Ocean und Pop Song bringen den Vergleich zu Musicals auf. Ich sehe die Protagonisten ihren Herzschmerz gestehen, die Modern Dance Klassen ihre Beine strecken. Fulminanter Ausklang des Albums ist All the Things You Are. Hier wird nochmal alles gegeben. Überhaupt steckt in allen neun Perlen ein Drive und positiver Tonus, den ich sehr ansteckend finde. Meine Beine übrigens auch.
Doch was die Stärke dieser EP ist, ist zugleich die Schwäche. Ich suche nach einer Single, die ein wenig anders klingt, die den allgemeinen Tonus unterbricht. Ich vermisse den Wechsel im Klang, in der Dominanz der Instrumenten, im Rhythmus und in den Harmonien. Vielleicht ist der Unterschied zu fein für meine Ohren, vielleicht ist es einfach so gewollt. Doch zu sehr klingt alles nach dieser einen Geschichte. Wie bei einer Hausarbeit, das eine große Thema mit seinen Kapiteln. Was ich schade finde, denn das Potential für mehr ist vorhanden. Und doch kann ich mich diesem Zauber nicht entziehen.
So, What’s Next? kann sehr verlockend sein, für Menschen, die genau solche positiven und dynamischen Klänge suchen und in dieser Fülle aufgehen wollen. Für Klavier Liebhaber, die nach Inspiration suchen und Instrumentalisten, die nach Wegen suchen, mehr als ein Genre zu spielen. Natürlich eignet es sich auch für (private) Schwanensee Momente...
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