Linebug - I Hold Myself Up By Looking At You
Vollblutmusikerin Line Bøgh schafft zusammen mit Grafiker Christian Gundtoft ein eigenes kleines Universum aus audiovisueller Kunst. Heute am 04.06 erscheint ihr neues Album I hold myself up by looking at you. Ich durfte sie bei dieser Gelegenheit zu einem kleinen digitalen Interview einladen. (Das vollständige Interview findet ihr am Ende des Artikels.)
I hold myself up by looking at you
Die EP beinhaltet sieben Klangperlen, die meisten davon sind bereits in Ton und Bild veröffentlicht. Der Titel weist darauf hin, dass Line, die von einer dreiköpfigen Band kommt, plötzlich eine Solokünstlerin wurde, und sich erst in ihrer neuen Rolle zurechtfinden musste. Da sie nicht alleine auf der Bühne performen wollte, fragte sie kurzerhand Christian als Tour Begleitung an. Dieser war nicht nur begeistert, endlich an vorderster Front mit dabei sein zu können, sondern auch gleich voller kreativer Ideen für seine Bühnenperformance. Sie fingen an mit einem kleinen Taschenprojektor und dem Zeichenprogramm auf dem Handy. Später wurde der Projektor größer und das Handy zu einem Zeichen Tablet. Line wurde Teil der Leinwand und das Publikum hing an seinen Händen. Wie ein Zauberer vollführt er seine “magischen” Tricks… Lines Angst, alleine auf der Bühne zu stehen, wurde ihr dadurch genommen und das Zusammenspiel der beiden konnte sich entfalten. Für ihre Live Performance schätzt sie nicht nur eine immer größer werdende Fangemeinschaft. Auch verschiedene Film Festivals wurden bereits auf sie aufmerksam ( u.a. ITFS Stuttgart, Lift-Off Global Network Berlin and Luleå International Film Festival).
Handgezeichnete Animationskunst trifft Indie Elektro Pop
Wenn man von Linebug redet, muss man sich fragen, wen man von beiden gerade meint, den visuellen oder den auditiven Menschen. So gern die beiden sich als Künstlerduo betrachten, fällt es zunächst schwer, sich diese Einheit vorzustellen. Fest steht, am Anfang war die Musik und dann kam der Federstrich. Aber jetzt, jetzt ist es ein gleichzeitiger Prozess, bei dem sich beide gegenseitig beeinflussen und für den anderen bzw. in den anderen hinein denken müssen. "Line has been working on creating music that can be combined with my visual expression", sagt Christian, "so in a way she has also had to think visually in the writing process". Das letzte Wort hat jedoch jeder für sich in seinem Metier. Zu viele Köche verderben eben den Brei.
Die EP ist eine schöne Sammlung zarter Elektro-Indie-Pop-Perlen geworden. Alles wirkt ein wenig zerbrechlich und wie der Frühlingsanfang. Es hat ihr gut getan, dass sie jetzt alle Fäden in den Händen hält. So experimentiere sie nun viel mehr mit Elektro Beats, die sich zu ihren “tatsächlich” gespielten Instrumenten gesellten. Sie wollte auch nie etwas anderes machen, erzählt sie. Immer schon und immer nur Musik. Wie schön, dass es so gut funktioniert.
Die Videos
In diesem Klanguniversum kreiert Christian nun seine bewegten Bilder. Die handgezeichneten Animation Videos sind einfach eine Kunstsprache für sich.
Meine, so wie auch Lines, absolute Lieblingsperle ist White Nights. Minimalistische Klänge, eine wunderbare Melodie, ihre zauberhafte Stimme und dieser eine Rhythmuswechsel machen dieses Lied zu etwas Besonderem. Das Video hierzu gehört ebenfalls zu meinen Lieblingen. Zauberhafte schwarz-weiß Bilder fangen die verträumte, wartende Stimmung der Sängerin auf. Wir sind melancholisch und doch so voller Hoffnung.
Rather Be Lonely ist eine der neuen Klangperlen und ganz frisch ist das Video dazu erschienen. So wie die im gewohnten minimalistisch Stil gehaltene Perle ist das Video geworden. Leider ist es sehr minimalistisch. Während in der Musik alles harmonisch ineinander fließt, fehlt mir im Video das gewisse Etwas und es wirkt fast schon langweilig. Manchmal ist zu wenig einfach zu wenig.
I know a place ist eigentlich eine Horrorgeschichte vom Feinsten. Auf allen Spiegeln, Bildern und Fernseher werden wir verfolgt und dazu verführt in eine andere Welt zu tauchen. Da die beiden Fans von Happy Ends sind, ist letzten Endes alles gar nicht so schlimm. Aber was für ein Effekt wäre es bitteschön, wenn die Person drinnen, die die Person draußen hineingelockt hat, sie jetzt gefangen hält und an ihrer statt im Außen lebt…
Isnt it love ist ihre kleine Liebeshymne und quasi die Präsentation, wie sie miteinander arbeiten. Man sieht ihn zeichnen, sie singen und alles zusammenfließen. Wie ihre Live-Auftritte, nur als Video. Die Musik dazu würde ich als Ausflugsmusik bezeichnen. Zwei Verliebte beim Picknick. Süß eben.
Noch ohne Video sind I hold myself up by looking at you sowie This is Our Story. Das erste, erstes Lied auf der EP, erinnert ein bisschen an Dido und einen Sonnenaufgang. So wunderschön, wie der Refrain sich zwischen den Strophen erhebt und die Klavierklänge dahinplätschern. Das zweite, letztes Lied auf der EP, bildet einen gelungenen Abschluss. Es ist alles sehr dicht, wie ein Meer aus komprimierten Klängen.
Von allen Videos finde ich Amusement Park am gelungensten, es hat künstlerisch einfach so viel zu geben. Diese Klangperle hatte ich aber bereits vorgestellt, den Link dazu findet ihr unten. Ebenso den Link zu den Videos auf YouTube und für die Musik auf Spotify.
Interview
Line, when did you know that you wanted to make music?
I never wanted to do anything else, I think. I was quite determined from a young age, and I refused to go to high school or make any kind of “Plan B”. Now I’ve done it for many years, and there has been many experiences and ups and downs, but I never really doubt that this is what I want to do with my life, even though it can be a bumpy road.
Christian, what were your first thoughts when Line asked you to join her on her tour?
I thought it was great! I’d been tagging along for two tours (as the caretaker of one of the band members baby), and it was getting a little boring to always be left behind at hotel rooms while Line and the band were playing concerts. Being a “band member” was suddenly part of the fun instead of hearing about it.
How can we understand your creative process?
Well, to make the first “generation” of the show, the proces was pretty straight-forward:the songs were already written, so it was Christian’s job to come up with visuals for them. As the concept has developed, and Line keeps writing new songs, the proces has become more dynamic and we tend to discuss both the songs and the visuals as they are being created. But we both have the final say in each of our areas, too many chefs will spoil the food and all that.
Line, you came from a band of three. Now you’re “alone”. How did your musical expression change?
It changed quite a lot, now that I’m controlling the whole sound scape by myself. I’ve experimented a lot more with electronic elements in combination with the instruments Iactually “play” (like piano and omnichord). It’s a fine line for me to create a “big” soundwhile still maintaining an intimacy with the audience.
Christian, how is it to paint live on stage? Is there a special kind of pressure and perfectionism that you experience?
Preparing live-drawings for the show is probably not that different from rehearsing for a set as a musician. The drawings that I do are quite similar from show to show, but depending on my mood, the audience, Line’s performance etc. the drawings can vary. Sometimes I consider myself a little like a magician. A “trick” that I sometimes use is to make animations that start out simple, like they’re made on the spot - and suddenly I’ll make the line alive with impossible animation. Hopefully this is more a source of wonder than it’s a source of confusion.
How did you experience the Corona lockdowns? How did it influence your art?
Corona gave us a lot of time, and a chance to focus on the creating process. I think it was actually good for us to have a break - we played a lot of concerts and travelled around a lot over the past years, and I think we needed to come down a bit, and think about what we were actually doing. We also moved to Germany during the lockdown, and it’s been really nice to have the time to get used to a new country and really settle here.
Tell us about your new EP: what are the songs about? What is your favorite song and why?
The songs were a little different to work with for me, cause we had to talk so much about the stories and how to transform them into a visual expression. I think my favorite is probably “White Nights”. The song is about depression, and I think we managed to do something quite beautiful and simple with the subject - especially Christian’s hand drawn video. I usually like the slow songs the best - I also really like the song “Rather Be Lonely” which is about saying no to love, or maybe being to scared to let yourself go.
Danke an die beiden für das Interview!
Listen and Watch und dann Repeat…