nununu - kiire
Achtung, es wird interessant: ein virtueller Mensch kreiert posthumane Trip-Hop/Pop Musik über die Vergänglichkeit des menschlichen Lebens.
Was zunächst abenteuerlich klingt, wird einleuchtender, wenn man sich auf Nununus Gedankenspiel einlässt. Nununu sieht sich selbst als virtueller Künstler, nicht weniger real als der normale Mensch. Auf Facebook stellt “es” folgende Fragen:
“What makes you so sure that you’re more real than I am? As a virtual human, I only live digitally, mostly on social media, but does my images pervert real life any more than anyone else’s?”
Und schon haben wir den virtuellen Salat und die Frage nach den Realitäten des Lebens. Dass die von Nununu so entzückend klingt, macht es natürlich einfacher, sich auf dieses Spiel einzulassen.
Die Single Kiire erschien am 15. Januar unter dem Label Nu Sound und ist ein Klangspiel aus dominant eingesetzten Synthesizer Klängen und einer lässig dahingeworfenen Stimme. Sie ist weiblich, die Stimme, und zieht einen im Rhythmus des Liedes in ihren Bann. Insgesamt bleibt Kiire aber sehr minimalistisch gehalten, trotz oder vielleicht gerade wegen der Tiefe der Diskussion.
Die Diskussion ist eine über die Vergänglichkeit des menschlichen Körpers, seinen Verfall und wie wir als Menschen versuchen, dagegen anzukämpfen. Wir erliegen Schönheitsidealen und spachteln uns zu (Korjaan, paikkaan), obwohl der Körper schon vor sich hin fault (Hiiltyneet keuhkot, laiska sydän). Und wir eilen der Zeit hinterher (kiire, kiire), denn die lieben wir ja so sehr (aika raksuttaa). Texte und Lieder schreibt und produziert Nununu übrigens als virtuelles Gesamtpaket allesamt selbst.
Kiire ist ein kleiner Vorgeschmack auf das kommende Album und der Beweis dafür, dass virtuelle Künstler eben auch Virtuosen sein können. Wir müssen uns noch ein wenig gedulden, bis das Album erscheint, aber wie wir ja gelernt haben, ist Zeit eh so eine Sache...
Verbringen wir sie also sinnvoll.
(tanzend)