The Damned Don’t Cry - Doing, Making, Saying Things

Manchmal brauch ich noch nicht einmal eine Minute, um zu entscheiden, ob ein Künstler in meine Sammlung aufgenommen wird oder nicht. Bei The Damned Don’t Cry war es so. Zwei Akkorde ihrer Single Things gehört und schon war ich begeistert. Hinter der Band, der Name leitet sich übrigens von einem Wavepop-Klassiker der 80er-Synthie-Band Visage ab, stecken Ingo Drescher und Carlos Ebelhäuser, zwei alte Hasen in der Musikbranche, vor allem in der Indie und alternativen Rock Szene.

Die beiden Künstler kennen sich schon ziemlich lange, ihre Wege kreuzten sich mehr als einmal. Sie teilten sich Bühnen, Drescher mit seiner damaligen Band Cuba Missouri und Ebelhäuser mit Blackmail, Musikerleid und -Freuden. Sie feierten ihre Erfolge rund um den Globus. Doch jetzt sind sie zurück in einer Kombination, die kein Indie Herz unberührt lässt. Ingo Drescher als Songwriter und Carlos Ebelhäuser als Arrangement- und Studio Ass. Zusammen haben sie ein Werk der Extraklasse geschaffen, das in keiner Indie Playlist fehlen darf. Erschienen ist ihre EP ‘Doing, Making, Saying Things’ am 1. Oktober bei Unter Schafen Records.

A Heart that’s true to you

Auch diesen kreativen Output haben wir der Pandemie bzw. dem Lockdown zu verdanken. Die erzwungene Isolation führte zu einem kreativen Austausch ihrer Songskizzen, die sie gemeinsam zu Klangperlen formten. Sie schickten sich ihre Entwürfe hin und her, ergänzten und feilten mit ihrer Expertise für auf den Punkt gelungene Arrangements und überraschende Wendungen. Melancholie trifft Perfektionismus.

Things startet wie eine Coldplay Platte. Eine einnehmende, perfekte Indie Stimme, begleitet von typisch melancholischen Klavierakkorden und Gitarrenklängen, die einem eigentlich sofort versprechen, dass hier etwas Großes geschieht. Das Lied wird immer wieder unterbrochen durch unerwartete Passagen, die ihre Version von Coldplay so verdammt spannend machen. Vermutlich auch durch das perfekte Arrangement von Gitarren, Klavier und Synthesizer Klangmeer, das im perfekten Ende endet. War das zu oft das Wort perfekt? Im Video zur Perle frönen sie ihrer Nostalgie und lassen Bilder aus alten Zeiten auferstehen. Den Link dazu findet ihr unten.

Vampire versetzt mich automatisch in einen Quentin Tarantino Film. Es ist der passende Song für die laszive, dreckige Szene in der “Tanzbar”. Der Song handelt von einer verruchten Verführung, die angeblich zu Ende ist. Kann man glauben, muss man bei den Tönen und der sehnsuchtsvoll gebrochenen Stimme nicht. Immer wieder verstärkt durch ein majestätisch anmutendes Zwischenspiel von Synthesizer und Gitarrenklängen, die den Song mit dem nötigen Drive versorgen, um ganz tief in das Lied einzutauchen. ‘You’re a Vampire‘ singt er. Absolute Lieblingsperle.

Disconnect Myself ist der schwächste Song, wenn es so etwas überhaupt gibt auf dieser EP. Und vermutlich ist es einfach nur eine persönliche Entscheidung, dass ich die Lyrics eher mäßig finde und die Melodieführung mich nicht anspricht. Allerdings, und das ist wohl dem Knowhow der Beiden zu verdanken, ist der Refrain künstlerisch unerwartet und zeugt von ihrer Perfektionsbesessenheit.

Bloodless setzt wieder in der Vampire Serie von oben an. Da haben sie wohl was zu verarbeiten… Auch hier lassen The Damned Don’t Cry ihre Musikermuskeln spielen. Leichte Gitarrenklänge, die übereinander stolpern, Klavierabfolgen a la Abba und ein Soundmeer, in das man zu verschwinden droht. Fast schon wie eine Hymne.

So muss Indie Rock klingen.

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