HÆCTOR- Edges

Wir starten die Woche mit einem Appell an die Vernunft und Menschlichkeit. HÆCTOR, die freundliche Indie Rockband aus der Nachbarschaft brachte am 5. November ihr neue Single gegen den Verfall zurückgelassener Landstriche heraus. Werden wir jetzt politisch? Ja auf jeden Fall. Edges heißt die neue Klangperle und ist ihr wohl persönlichster Song geworden.

In der Single geht es um die immer lauter gewordene politische Seite, der wir uns eigentlich nie wieder zuwenden wollten. Eigentlich. Aber Verbrechen der schlimmsten Art scheinen bei manchen Mitmenschen einfach keine Bedeutung mehr zu spielen. Es ist eine Sache davon zu wissen, eine andere, wenn dies vor der eigenen Haustür geschieht.

Heimat sollte eigentlich ein wohliges Gefühl sein und bleiben. Für Sänger Martin Wendt jedoch ist es zu einem aufreibenden Akt und einer intensiven Auseinandersetzung mit sich selbst geworden. Ein Gefühl von Ambivalenz, wenn Abneigung die alten Erinnerungen an die Heimat überlagen und nichts mehr so ist, wie es war.

HÆCTOR

Ich komme aus Sangerhausen im Südharz, nahe dem Kyffhäuser-Denkmal. Seitdem ich 2008 zum Studieren nach Hamburg gegangen bin, war es immer mein Heimatsymbol. Seit der Flüchtlingskrise hat die AFD in meiner Heimat mehr als 30 Prozent der Stimmen gewonnen. Und das Denkmal ist ein wenig beschmutzt, weil der ultrarechte Flügel der AFD dort seine Jahrestreffen abhält. … Ich bin sicherlich nicht der einzige aus den neuen Bundesländern, der seine Heimat dem attraktivem Großstadtleben geopfert hat. Jetzt schaut man zurück auf seine Ursprünge und bekommt ein beklemmendes Gefühl. Habe ich da vielleicht auch eine gewisse Mitschuld?“ Martin Wendt.

Im not feeling home

Der Stil der Perle folgt dem Vorgänger A Whisper, über den ich bereits geschrieben hatte. Die Struktur eines Radiosongs vermischt sich mit eingängigen Klängen, die an Kings of Leon erinnern. Irgendwie klassisch simple, aber wunderschön. Stärke ist auch hier der Gesang, der hymnenartig über den Gitarrenklängen schwebt. Etwas sphärisch manchmal, die rauen Gitarrensaiten sorgen aber für genügend Bodenhaftung. Das braucht man bei dem Thema auch: “You lost my respect/ my deep love”. Und doch, der Song wirkt (noch) frei von Hass und Wut, eher voll von Enttäuschung und lauter Fragezeichen. Wie eine Beziehung, in der man den anderen nicht mehr verstehen mag und kann.

Es ist ein Lied zum Aufrütteln geworden und wichtiger denn je.

Das Video zur Klangperle erschien am 9. November. Ein bewusst gewähltes Datum, als kritische Erinnerung an die Reichspogromnacht gedacht. Sie waren so nett, es zu einem Lyrik Video zu gestalten. Also anschauen, mitsingen und verbreiten.

Listen and Remember

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