KALK¥L - Lazy Sunday Tapes
Eigentlich hätte es KALK¥L schon vor fast zehn Jahren geben können. Denn Phillip Soddemann und Thomas Woschitz sind ungefähr zur gleichen Zeit nach Mannheim und somit auch in die kreative Szene gezogen. Obwohl die Stadt überschaubar ist, haben sich die zwei tatsächlich erst Anfang 2020 kennengelernt. Aus einer Jam-Session wurde eine Freundschaft, in der der eine den Satz des anderen beendet. “Es ist immer wieder erstaunlich, wie das Leben so spielt. Aus einem noch fremden Menschen wird über Nacht ein Freund, den man sich nicht mehr wegdenken kann. Als wäre er schon immer da.”
Es war mir ein inneres Blumenpflücken
Jene Worte stammen von Produzent Michael Nowatzky, der das Talent und den Vibe der Jungs erkannt und gefördert hat. Zusammen erschufen sie die EP ‘Lazy Sunday Tapes’ mit ihren sechs Klangperlen. Wir nennen es Bedroom Pop mit einer ordentlichen Portion Indie und LoFi. Einflüsse kommen aus den Genre Stoner Rock, Hip-Hop, Alternative der 90er Jahre und dem Spirit von Woodstock. Eine bunte Mischung, die dem ungezwungenen Vibe der Newcomer geschuldet ist. Einfach mal machen.
Sonntags im Bademantel…
Selten habe ich eine EP erlebt, deren Titel sich so wahrheitsgemäß in den Liedern widerspiegelt, wie bei Lazy Sunday Tapes. Als wären die Songs in einen Zaubertrank gefallen, der die Magie von ‘Sonntag Morgen im Bademantel’ einfängt. Das klingt dann ungefähr so:
Der erste Song Better erschallt wie ein Statement auf dem Balkon, mit Megaphone in der einen, den Kaffee in der anderen Hand. So ganz ohne Wecker geht es dann doch nicht.
I love you (...Bob Ross) ist eine Hommage an den Künstler Bob Ross. Statt Frühstücksfernsehen schaut das Duo nämlich lieber dem Wolkenmaler zu, wie er weiß zu grau werden lässt. Ich liebe ja diese Voice Overs in Songs, die immer wie ein buntes Passepartout wirken. In diesem Fall sehr meditativ. Unser Protagonist chillt auf dem Sofa…
Apropos Collage.
In Vida Dulce werden die zwei von den bunten Bildern von Designerin Kerstin Backes - auch verantwortlich für das Album Cover- inspiriert. Es entsteht ein Sound von Disco Kugeln. Funky Vibes lassen ein Hoch erahnen, bei dem wir durch die Wohnung tanzen. Thema: es sich einfach gut gehen lassen! Aber nicht nur das kreieren sie…. Auch ein Postkarten Set mit Zitaten aus ihren Songs entstand in dem Zusammenhang. Und da sie das Herz am rechten Fleck haben, kommt ein Teil des Erlöses dem sozialen Projekt Aufwind zugute.
Die ersten Kläge von When I’m Down erinnern mich stark an Fahrstuhlmusik, nur um mich dann wie bei Hair mit “Background Shouts” und einer dementsprechenden Stimmung abzuholen - wer weiß, was man sich gerade auf dem Sofa angezündet hat… Like The Way You Grow entsteht, wenn man mit seiner Monstera flirtet und sie beim Wachstum anfeuert. Hat Prinz Charles auch schon gemacht. Das Mantra bleibt auch schön im Ohr hängen.
Blanket Song lässt die EP ausklingen. Es ist der ideale Song, um sich wieder ins Bett zu kuscheln. So war auch die Idee dahinter. Der Song entstand aus einem Burnout heraus als Beruhigungspille. „Das Gefühl, wenn du zu deiner Oma gehst und die deckt dich mit einer dicken Wolldecke zu. In dem Moment, in dem du dich klein fühlst, ist es genau das, was du brauchst. Dann machst du die Augen zu und fliegst.“
Im großen und ganzen ist es frische und abwechslungsreiche Musik geworden, die mit verzerrten Gitarren und verträumten Gesang den Sonntag ganz groß werden lassen.
Vielleicht kommen in den nächsten Alben auch andere Wochentage dran…
Listen and Chill