NEØV- Picture of a Good Life
Es braucht einiges, um sich dauerhaft ganz oben in meiner Playlist festzubeißen, doch der Klangperle Picture of a Good Life von der finnischen Band NEØV gelingt dies mühelos. Sie ist ebenfalls Namensgeber des Albums und erschien im Januar diesen Jahres beim Label Clouds Hill. Mit seinen 7 1/2 Minuten ist es eine richtige kleine Hymne an die Melancholie geworden, die bei mir schon mal stundenlang auf Repeat Modus lief.
Die Band NEØV hieß früher mal Neufvoin und ist bereits seit Jahren erfolgreich in der Musikbranche unterwegs. Die einst fünfköpfige Besatzung schrumpfte mit der Zeit erst auf drei und dann auf zwei Mitglieder. Geblieben ist der Kern der Band, die Gebrüder Anssi und Samuli Neuvonen. Mit vereinten Musikergenen erschufen sie ein Album aus neun Klangperlen, das mit seinem melancholischem Indie Rock die Herzen von hoffnungslosen Träumern erreicht.
Also Menschen wie mich.
“It’s just what we do. Is it because of our personalities? Or just because of our musical and cultural taste? I guess we have not thought about it too much, we’ve just created music we like. But I think that Samuli and I are much more interested in art and music that’s reflecting human difficulties than art and music that’s actually trying to be some kind of a picture of a good life.” Anssi Neuvonen
Picture of a Good Life als Singleauskopplung?
Als Blog Betreiberin fragt man sich des Öfteren nach dem richtigen Zeitpunkt der Artikelveröffentlichung. Soll ich das jetzt einfach schreiben? Oder macht es noch Sinn zu warten? Ich habe Sänger Anssi um ein Statement gebeten, ob Picture of a Good Life eventuell als Single- oder Sonderauskopplung erscheinen wird. Folgendes hat er mir geantwortet:
“Picture of a Good Life” doesn’t need to be a single, because it’s the best track of our new album. This kind of songs do actually write and record themselves almost on their own, and the only thing for the songwriter and the artist is to make sure to not fuck it up. That’s probably something like genuine inspiration, a rare strike of that.”
Wie gut, dass sie es geschafft haben, das ‘to not fuck it up’ , und dass die Inspiration so wunderbar virtuos und melancholisch zum Tragen kommt. Melancholisch wird es auch, wenn man sich den Text der Klangperle anschaut. Da ziehen Bilder von schönen Leben an einem vorbei, während die ersten Wermutstropfen anfangen zu fließen. Man kann ja nicht immer dort bleiben, oder? Aber wie kann man überhaupt weg wollen? Oder können? Doch bevor man feststeckt, an einem fremdbestimmten Platz in jemand andres schönen Bildern, sollte man da nicht besser erkennen, welches Bild für einen selbst das richtige ist?
“Lyrically, the song is about the constant need for a new way of living, somehow better. But what’s good life and how do we measure it? We’re surrounded by pictures that present it, but we can’t get younger with lessons to learn.” Anssi Neuvonen
Das klingt ganz schön tiefsinnig und nach einer der großen Fragen des Lebens, nach einem Motor für die Suche nach Glück. Dies spiegelt sich auch im instrumentalen Arrangement wider. Die melodischen Partien, die besonders am Anfang zum Tragen kommen und Gitarrenklänge so entzückend umeinander kreisen lassen als wären sie Schmetterlinge, wechseln sich gekonnt mit den nüchteren Refrainzeilen ab. Der Bruch in den Melodien tut gut, weckt er einen doch kurz aus der Träumerei. Aber nur kurz, dann wird man wieder von der Musik fortgetragen und vom Sehnen nach neuen ‘Bildern’ ergriffen.
Bilder eines schönen Lebens haben die Brüder bestimmt schon viele gesehen und das nicht nur in ihrem Heimatland. Einen Fuß haben sie bereits auf das europäische Festland gesetzt, die große weite Welt beschnuppert. Dank ihrer wachsenden Anhängerschaft werden es wohl irgendwann zwei Füße sein. Hoffentlich finden sie die Bilder eines schönen Lebens, ihres schönen Lebens.
Listen and Repeat